Junior Fellowship: Themenliste

Letzte Aktualisierung: 14.02.2025
Für Masterarbeiten oder Teile einer kumulativen Dissertation:

Arbeit

Wie sehr werden ältere Arbeitnehmer:innen am Arbeitsmarkt diskriminiert? Die Arbeit repliziert ein schwedisches Experiment für Österreich, indem sie bis auf ausgewählte Merkmale (das Alter) identische Bewerbungen an Firmen verschickt und die Antwortrate vergleicht. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie stark Unternehmen ältere Arbeitnehmer:innen in Österreich am Arbeitsmarkt benachteiligen.

In wie weit hat die Arbeitsmarktöffnung Österreichs für die neuen EU-Länder 2011 und 2013 zu Verdrängung bestimmter Gruppen am (ost-)österreichischen Arbeitsmarkt geführt? Erste Evidenz für solche Effekte gibt es auf Mikro- und Makroebene. Das ist spannend, inbesondere weil Migration in anderen Fällen zu positiven Ergebnissen für die Gesellschat als Ganzes geführt hat. Mittels einer Untersuchung auf Basis der Arbeitsmarktdaten des AMS soll untersucht werden, ob es in Österreich „Verlierer“ der Arbeitsmarktöffnung – etwa spezielle Berufsgruppen – gab, und ob diese ausreichend für ihre monetären Verluste mit dem vergleichsweise niedrigen österreichischen Arbeitslosengeld entschädigt wurden.

Steuern

Aktuell keine Themen.

Politische Ökonomie

Regulatory Capture und der Drehtür-Effekt sind zwei Bezeichnungen, um den Einfluss von Lobbys auf wirtschaftspolitische Entscheidungen zu beschreiben. Der Drehtür-Effekt beschreibt, wie politische Entscheidungsträger nach „getaner“ Arbeit zu ihren Herkunftsfirmen zurückkehren oder in Firmen, für die sie Gesetze beeinflusst haben, eine lukrative Anstellung finden. Regulatory Capture bezeichnet die „Übernahme“ einer Regulierungsbehörde durch die eigentlich Regulierten, also beispielsweise die wenn ein Bankenvertreter in eine Führungspositionen der Nationalbank oder der Finanzmarktaufsicht wechselt und dort Entscheidungen zugunsten der regulierten Industrie verändert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist der zweifelsfreie Nachweis von Regulatory Capture nicht einfach. Die Arbeit könnte daher – enger gefasst – sich auf den Drehtür-Effekt in Österreich konzentrieren, analog zu Studien bzw. Listen, die es für die EU oder Deutschland bereits gibt. Eine weiter gefasste Arbeit könnte sich hingegen – beschränkt auf ausgewählte Politikfelder (Ministerämter, Geschäftsführerposten bei Behörden und Regulatoren z.B. im Bereich Banken, Industrie, Finanzen, Energie, usw.) – ansehen, in wie weit sich Regulatory Capture als Übergewicht der Industrieinteressen anhand von Personalentscheidungen vermuten lässt und einen „Regulatory Capture Index“ erstellen. Angesichts zwei gescheiterer Koalitionsverhandlungen um den Jahreswechsel 2024/25 herum bietet sich insbesondere das Themenfeld Banken an. Anhand von Lebensläufen und LinkedIn könnten Netzwerke der Banken in den Staat hinein nachgezeichnet werden.

Markoökonomie & Konjunktur

Die Schweiz, Schweden und Dänemark haben ihre Staatsschulden in den letzten Jahren deutlich gesenkt. Neoliberale Thinktanks verbinden das mit den dort eingeführten Ausgabenbremsen. Doch was sind die makroökonomischen Voraussetzungen des staatlichen Schuldenabbaus? Die makroökonomische Saldenmechanik lehrt uns, dass – sofern die Wirtschaft nicht kollabiert – der Abbau von staatlichen Schulden mit einem Ausbau privater Schulden einhergehen muss. Außer die Länder haben einen deutlichen Leistungsbilanzüberschuss. Wie erfolgt der Schuldenabbau in der Praxis? Erfolgt der Abbau auf Kosten der staatlichen Pensionen, durch eine Privatisierung des Pensionssystems? Die Arbeit macht einen bis drei Fallstudien zum Schuldenabbau in diesen Ländern.

Während der Corona-Krise wurde die Effektivität staatlicher Ausgaben bzw. gezielter Einnahmenausfälle kritisiert – viel Geld, wenig Effekt auf die Konjunktur durch Mitnahmeeffekte. In einem dynamischen Makromodell kann die Effektivität staatlicher Ausgaben durch die Höhe des Multiplikators dargestellt werden. In der Praxis besteht der aber aus vielen staatlichen Multiplikatoren unterschiedlicher Ausgaben und Einnahmen, wodurch der aggregierte Multiplikator je nach Zusammensetzung eines Konjunkturpakets größer oder kleiner ausfällt. Wie wichtig ist die Wirksamkeit der Ausgaben für Staatsschuldenquote und Wirtschaftswachstum? Die Arbeit analysiert das anhand eines theoretischen, dynamischen Modells. Hilfreich sind mathematische Kenntnisse in dynamischen Systemen (Differenzen- oder Differentialgleichungen) und die Bereitschaft, diese mit relevanten Parametern (z.B. mit Mathematica oder Matlab) zu simulieren. 

Umwelt

Derzeit keine Themen.

Sozialstaat 

Wie viel verdienen Elementarpädagog:innen im internationalen Vergleich? Bei Pädagog:innen in Kindergärten herrscht Personalmangel. Der herrscht auch mit den niedrigen Gehältern und schlechten Arbeitsbedingungen zusammen. Während es für Lehrer:innen internationale Gehaltsvergleiche gibt, ist das für Elementarpädagog:innen nicht der Fall. In der Arbeit soll diese Recherchelücke für die EU (oder enger gefasst für ein paar mit Österreich vergleichbare Länder) geschlossen werden. 

Wie gut ist der österreichische Sozialstaat im internationalen Vergleich? Anhand mehrerer Kennzahlen lässt sich vergleichen, welche sozialen Leistungen europäische Staaten für ihre Bevölkerung erbringen. Nach der Auswahl der Kriterien und der Datenrecherche steht am Ende der Arbeit ein Index, der einen Vergleich Österreichs mit seinen europäischen Nachbarn ermöglicht. Optional kann der Index auch verwendet werden, um eine Regression mit anderen Kennzahlen (etwa BIP, HDI) durchzuführen, um seine Erklärungskraft abzuschätzen.

Kann das dänische System eines Gehalts für StudentInnen während des Studiums für mehr Ausgewogenheit bei der sozialen Herkunft der StudentInnen sorgen? Wie funktioniert das System in Dänemark und wie wird es finanziert? Kann man es auf Österreich umlegen, und wie? Soll ein für ehemalige Studierende höherer Lohnssteuersatz zur Finanzierung herangezogen werden? Ziel der Arbeit ist ein konkret für Österreich umsetzbares wirtschaftspolitisches Konzept. 

Löhne

Derzeit keine Themen.

Fiskalpolitik 

Flexbilität und Reformen des Stabilitäts- und Wachstumspakt: „Making best use of the flexibility that is built into the existing Stability and Growth Pact within the existing rules“ lautete die Devise der letzten Juncker Kommission, wenn es zur Anwendung des Stabilitäts- und Wachstumpakts auf einzelne Länder (außerhalb eines Troika-Programmes) kam. Wie kann dies für Österreich aussehen? Welche kreativen Auslegungs- und Umgehungsmöglichkeiten gibt es, um Ausgaben nicht innerhalb des Paktes verbuchen zu müssen? 
Anmerkung zum Thema: Umfangreiche Vorarbeiten existieren (es müsste nur ein Update vorgenommen werden).

Die politischen Kräfteverhältnisse haben neben sogenannten Schuldenbremsen und Defizitbegrenzungen für den öffentlichen Sektor auch Ausgabenbremsen durchgesetzt, die einseitig staatliche Ausgaben kürzen, unzureichende Steuereinnahmen aber außen vor lassen. Als Alternative einer Ausgabenbremse ist eine Mindeststeuerregel denkbar, die Steuersätze auf bestimmte Staatseinnahmen automatisch erhöht. Setzt man die Staatseinnahmen intelligent fest, sodass sie verteilungstechnisch bessergestellte und steuerlich leistungsfähigere treffen, kann eine solche Regel ein Budgetdefizit sozial ausgeglichener rückführen. Thema der Arbeit wäre, Einzelfall-Beispiele dieser Regeln genauer zu recherchieren und (mit Hilfe des Betreuers) einen eigenen Vorschlag für eine solche Regel zu entwickeln. 

Wie haben sich die niedrigen Zinssätze auf Staatsanleihen bisher auf das österreichische Staatsbudget ausgewirkt? Bisherige Berechnungen schauen auf die Zinskosten für Staatsverschuldung und setzen diese im Vergleich zu einer hypothetischen Situation mit höheren Zinsen als Ersparnis an. Dennoch gibt es weitere Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Einnahmen aus der Kapitalertragssteuer (aus Wertpapierverkäufen sowie niedrigeren Zinserträgen) und der Bilanzgewinn der Notenbank. Diese zu berücksichtigen und deren Nettoeffekte auf den Staatshaushalt zu berechnen oder mit intelligenten Annahmen so weit als möglich abzuschätzen ist Thema der Arbeit.

Inflation

Derzeit keine Themen.

Geldpolitik

Wieviel kostet den österreichischen Staat das „Verbot der monetären Staatsfinanzierung“? Artikel 21 des Vertrags über die Funktionsweise der Europäischen Union legt fest, dass staatliche Wertpapiere der Euro-Mitgliedsländer nicht direkt vom Europäischen System der Zentralbanken aufgekauft werden dürfen. Dennoch gibt es in der Geschichte auch positive Beispiele für eine temporäre oder regelmäßige monetäre Finanzierung von Staatsdefiziten. Wieviel niedriger wäre die Staatsschuldenquote, wenn europäische Staaten entweder gar keine oder aber stabile langfristige Zinssätze auf direkt von der Notenbank aufgekaufte Staatspapiere seit 1999 gezahlt hätten?

Industriepolitik

Welche Beispiele gibt es in Österreich für erfolgreiche Industriepolitik seit dem 2. Weltkrieg? Was war erfolgreich, was ist fehlgeschlagen? Der Arbeit wird mit einem Methodenmix (qualitative Interviews von ehemaligen PolitikerInnen, ManagerInnen, BeraterInnen, WirtschaftswissenschafterInnen) und Fallstudien einige Beispiele für österreichische Industriepolitik untersuchen.

ENERGIE

Österreichs Energiepreise haben sich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine vervielfacht. Mit etwas Verzögerung kamen die hohen Preise für Gas und Strom auch bei den Endkunden an. Ein weiterer Grund für die gestiegenen Großhandelspreise ist Spekulation an den Börsen. Die „Liberalisierung“ der Strommärkte, welche die EU-Länder in der ganzen EU inklusive Österreich umgesetzt haben, hat sich in der Krise nicht bewährt. Die Schweiz schützt ihre Haushaltskunden und kleinen Betriebe indes vor ungerechtfertigt hohen Strompreisen. Schweizer Stromkonzerne dürfen ihren Kunden nur Preise entlang des Kosten-Plus Prinzip verrechnen (echte Kosten plus ein Gewinnaufschlag), aber nicht jene hohen Preise, die „der Markt“ gerade hergibt. Ein Vergleich der Strompreise in Österreich und der Schweiz soll den Unterschied bei den Endkundenpreisen aufzeigen.