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Lohnrunde: Lohnzuwächse behindern Investitionen nicht

Barbara Schuster
23. April 2025
Lohnrunde: Lohnzuwächse behindern Investitionen nicht

Anlässlich der Frühjahrslohnrunde warnen einige Wirtschaftsforscher und Konzernchefs vor Lohnzuwächsen. Das senke die Gewinne. Den Unternehmen bleibe deshalb weniger Geld für Investitionen. Der langjährige Vergleich zeigt aber das Gegenteil: Je höher die Gewinne, desto niedriger die Investitionen. Das zeigt eine Auswertung des Momentum Instituts.

Die langfristige Entwicklung zeigt deutlich, dass hohe Gewinne keineswegs zu höheren Investitionen führen. Hohe Investitionsquoten gehen historisch mit einem hohen Anteil der Löhne – und einem entsprechend niedrigen Anteil der Gewinne – am Volkseinkommen einher. 1972 erreichte die Investitionsquote mit 37,8 Prozent ihren langfristigen Höchststand, während die Gewinnquote 1975 mit 23,9 Prozent ihren Tiefpunkt verzeichnete.

Seit den 1980ern stiegen die Unternehmensgewinne stark an – in zwei Wellen: zunächst ab den frühen 1980ern, dann noch einmal ab den 1990ern. Die Investitionen jedoch zogen nicht mit. Im Gegenteil: Kurz nach dem Rekordwert bei der Gewinnquote 2007 (39,8 Prozent) fiel die Investitionsquote 2010 auf nur noch 25 Prozent – so niedrig wie nie zuvor. Die Unternehmen konnten sich zwar ein größeres Stück vom Kuchen abschneiden, haben den Geldfluss aber nicht für mehr Investitionen genutzt.

Bedingt durch die schlechte Konjunktur fielen die Bruttobetriebsüberschüsse der Unternehmen im vergangenen Jahr. Sie sind aber im langjährigen Vergleich noch immer höher als in jedem Jahr zwischen 1960 und 1994. „Die Unternehmen haben als Gruppe genug Mittel für Investitionen. Es scheitert derzeit an den Aufträgen und fehlender Nachfrage, nicht an der Finanzierung“, so Schuster. Von einer weiteren Senkung der Steuern und Abgaben für Unternehmen sei kein Investitionsboom zu erwarten. Dafür würde das Loch im Budget umso größer.

Die Gewinnquote ist analog zur Lohnquote des WIFO berechnet (in Prozent des BIP zu Faktorkosten). Die Investitionsquote ist zur besseren Vergleichbarkeit ebenfalls in Prozent des BIP zu Faktorkosten dargestellt.

Offizielle Steuerdaten zeigen bessere Gewinnsituation

Ein deutlich besseres Bild der Unternehmensgewinne 2024 zeigen die vorläufigen Körperschaftsteuer-Daten der Statistik Austria und des Finanzministeriums. Nach dem Gewinneinbruch während der Corona-Krise 2020 liegen die steuerlich relevanten Gewinne seit 2022 auf konstant hohem Niveau.

Dabei ist zu unterscheiden: Die volkswirtschaftlich errechneten Profite (Bruttobetriebsüberschüsse) weichen von den steuerlich relevanten Gewinnen ab. So werden etwa Verlustvorträge, Rückstellungen oder Abschreibungen bei der Steuerbemessung berücksichtigt – ebenso wie die Tatsache, dass nur Unternehmen mit Gewinnen überhaupt Körperschaftsteuer zahlen.

Die Daten deuten auf eine Spreizung der Gewinnlage unter den Unternehmen hin: Banken, die Finanzbranche und der Energiesektor schreiben Rekordgewinne, während die Gewinne im Handel oder der Industrie gedämpfter ausfallen. Die Zinsgewinne der Banken wie auch die Profite der Energiekonzerne sind die Verluste vieler Unternehmen der Industrie, im Handel, der Gastronomie oder des Transportgewerbes. Hohe Energierechnungen sowie hohe Kreditzinsen kosten sie viel Geld.

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