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Öffentliche Verkehrsmittel: Jede:r Zweite hat unzureichende Anbindung

Barbara Schuster
24. November 2023
Öffentliche Verkehrsmittel: Jede:r Zweite hat unzureichende Anbindung

Am Sonntag wird erstmals der Welttag des nachhaltigen Verkehrs begangen. Aus diesem Anlass hat das Momentum Institut analysiert, wie es um den öffentlichen Verkehr in Österreich steht. Obwohl der Schienenverkehr seit 1995 um 13 Prozent zunahm, hat etwa die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) eine unzureichende Öffi-Anbindung. Außerhalb von Wien haben sogar sechs von zehn Einwohner:innen einen unzureichenden Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

Vor Beginn der Corona-Pandemie 2020 nahm der Schienenverkehr im Vergleich zu 1995 um zwei Drittel (63 Prozent) zu. Während der Pandemie nahm die Nutzung zwar deutlich ab, die Daten zeigen jedoch, dass sich der Schienenverkehr nach den ersten Covid-Lockdowns wieder erholt. Ab 2021 beträgt der Zuwachs wieder 13 Prozent im Vergleich zu 1995. Die letztverfügbaren Daten stammen aus dem Jahr 2021, doch ein weiterer Aufwärtstrend ist wahrscheinlich.

Die KFZ-Zulassungen im Jahr 2022 waren um 12 Prozent geringer im Vergleich zu 1995. Klimatechnisch ist das aber nur bedingt ein Lichtblick: Zwar werden seit 2017 weniger Pkws zugelassen. Allerdings steigt der Anteil an SUVs an den gesamten Zulassungen seit über einem Jahrzehnt kontinuierlich an. 2022 waren von zehn zugelassenen Autos bereits vier SUVs, 2009 war es noch ein SUV von zehn zugelassenen Personenfahrzeugen. Skurril ist, dass der höchste Anstieg in Wien verzeichnet wird. SUVs verursachen im Schnitt wesentlich mehr Emissionen als andere PKWs.

1,2 Millionen Menschen haben keinen Öffi-Zugang

Österreichweit haben 48 Prozent eine unzureichende Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Jede:r Zehnte im Land – rund 1,2 Millionen Menschen – hat gar keine Anbindung. Das beste öffentliche Verkehrsnetz gibt es in Wien, lediglich 1 Prozent hat eine ÖV-Anbindung mit der Güteklasse E oder schlechter. Zweitplatziert ist Vorarlberg, von zehn Vorarlberger:innen haben drei einen unzureichenden Zugang. Die schlechteste Öffi-Abdeckung gibt es im Burgenland. 7 von 10 Burgenländer:innen (74 Prozent) haben keine ausreichende Öffi-Anbindung, dicht gefolgt von Kärnten mit 72 Prozent. Obwohl es aus klimapolitischen Gründen auf der Hand liegt, dass der Ausbau der Öffis ein zentrales Element für den Klimaschutz ist, gibt es noch immer Regionen die unterirdisch an das Öffi Netz angebunden sind. Wenig überraschend, wenn man sich vor Augen führt, dass zwischen 1997 und 2022 690 Kilometer an Schienenstrecken rückgebaut wurden, während Autobahnen und Schnellstraßen um 347 km ausgebaut wurden.

Höhere Investitionen fließen in Straßen anstatt Schienen

Österreich investiert massiv in Straßen. Die Kosten dafür tragen Bund, Länder und Gemeinden zu je ungefähr einem Drittel. Insgesamt investierten sie 3,6 Milliarden Euro Steuergeld in den Erhalt und Ausbau des Straßennetztes. Das ist deutlich mehr, als in Schienen investiert wird. Insgesamt gehen rund 3,1 Milliarden Euro in das Schienennetz. Inkludiert man die Ausgaben der Wiener Linien von rund einer Milliarde Euro, übersteigen die Investitionen für Schienen jene der Straßen. Allerdings sollte man hier bei der Interpretation Vorsicht walten lassen, denn bei den Investitionsausgaben in Wien muss man bedenken, dass das Bundesland das beste Öffi-Netz in ganz Österreich hat, es aber nur einem Teil der Bevölkerung zugutekommt. Zusätzlich wird aktuell die neue Linie U5 erbaut. Das sind natürlich außertourliche Kosten, denn eine neue U-Bahn-Strecke baut man schließlich nicht jedes Jahr.

Exkurs: Emissionen des Verkehrs

Verkehr war 2019 in der EU für etwa ein Viertel der gesamten CO₂-Emissionen verantwortlich. 71,7 Prozent gehen dabei auf den Straßenverkehr zurück. Verkehr ist der einzige Bereich, in dem die Treibhausgasemissionen in den letzten drei Jahrzehnten in der EU zugenommen haben. Zwischen 1990 und 2019 stiegen sie in der EU um 33,5 Prozent. Der größte Anteil der Verkehrs-Emissionen geht auf Personenkraftwagen zurück. In Österreich gehen sogar 28 Prozent der gesamten Emissionen auf den Straßenverkehr zurück. Das Momentum Institut empfiehlt den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und die Förderung alternativer Mobilitätsangebote, vor allem in ländlichen Regionen, in denen Menschen aktuell noch mangels Alternativen teilweise gänzlich vom Auto abhängig sind.

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