Verteilung
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Österreich hat höchste Vermögensungleichheit im Euroraum

Barbara Schuster
06. Juni 2024
Österreich hat höchste Vermögensungleichheit im Euroraum

Im Eurozonen-Vergleich liegt Österreich auf Platz 1 der Ungleichverteilung. Die reichsten 5 Prozent der Haushalte besitzen hierzulande mit 55 Prozent mehr als die Hälfte des privaten Nettovermögens. Beim Unternehmensvermögen liegen ganze 95 Prozent in den Händen des reichsten Zehntels. Das zeigt eine Auswertung des Momentum Instituts der neuesten Datenaktualisierung der Distributional Wealth Accounts (Vermögensverteilungs-Konten) der Europäischen Zentralbank.

Die Schieflage bei der Verteilung der Vermögen ist in Österreich enorm. Gemessen am privaten Nettovermögen besitzen die reichsten 5 Prozent der österreichischen Haushalte mit 55 Prozent mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens. Das ist der höchste Anteil unter den zwanzig Ländern der Eurozone und 12 Prozentpunkte mehr als der Eurozonen-Durchschnitt.

In Österreich liegt besonders viel Vermögen in den Händen besonders Weniger – in keinem anderen Euro-Land ist Vermögen so ungleich verteilt wie bei uns. Diese extreme Ungleichheit zieht gefährliche Konsequenzen nach sich, denn je konzentrierter das Vermögen in einem Land ist, desto instabiler ist die Demokratie.

Während die reichsten 5 Prozent in Österreich überdurchschnittlich viel besitzen, haben die ärmsten 50 Prozent der Haushalte unterdurchschnittlich wenig Vermögen. Der Anteil der ärmeren Hälfte der Haushalte beläuft sich auf nicht einmal 4 Prozent und liegt damit unter dem Durchschnitt der Eurozone (5 Prozent). Nur in Deutschland besitzt die ärmere Hälfte noch weniger (2 Prozent).

95 Prozent des Unternehmensvermögens im Besitz der Reichsten

De facto teilen sich in Österreich nur die reichsten 10 Prozent der Haushalte das Unternehmensvermögen untereinander auf. Das reichste Zehntel besitzt nämlich 95 Prozent des gesamten Betriebsvermögens. Die seit Jahren kontinuierlichen Senkungen der Körperschaftsteuer kommen demnach auch nur einem geringen Teil der österreichischen Haushalte zugute.

Zahlreiche Studien belegen, dass die Vermögenskonzentration an der obersten Spitze noch einmal drastisch zunimmt. Es ist daher anzunehmen, dass auch das Unternehmensvermögen noch stärker an der Spitze der Vermögensverteilung konzentriert ist – die Distributional Wealth Accounts bilden diese oberste Spitze jedoch nicht ab. Der Anteil der reichsten 5 Prozent wird von der EZB zwar für das Nettovermögen zur Verfügung gestellt, jedoch nicht für die einzelnen Vermögenskomponenten, wie Unternehmensanteile. Die US-Notenbank Fed liefert sogar Vermögensdaten für das reichste 1 Prozent, hier könnte sich die EZB ein Vorbild nehmen.

Extreme Ungleichheit führt zu Machtkonzentration, politischer Einflussnahme und klimaschädlichem Verhalten. Um diesen Konsequenzen und der Schieflage bei der Vermögensverteilung entgegenzuwirken, empfiehlt das Momentum Institut die Einführung von Vermögen-, Erbschafts- und Schenkungssteuern, sowie eine Erhöhung der Körperschaftsteuer.

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